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Der Einfluss von Sport auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns

Beitrag von Prof. Dr. Dr. J. Weineck, ISSW Erlangen – Nürnberg zum Thema des Einflusses von Sport und Bewegung auf die zerebrale Leistungsfähigkeit (Leistungsfähigkeit des Gehirns) auf der Homepage des Deutschen Sportlehrerverbendes (Landesverband Bayern).

Wir wissen es alle: Sport macht uns schlau. Aber warum eigentlich? Was passiert in unserem Körper, wenn wir Sport treiben?

Denken ist Arbeit für unser Gehirn, und vergleichbar mit einem Muskel, ist der Stoffwechselbedarf je nach Art der geistigen Anforderungen deutlich erhöht. Sauerstoff und Nährstoffe müssen her, möglichst schnell. Das bevorzugte Transportmittel ist unser Blut, und wie bekommen wir das zum schnelleren Zirkulieren? Richtig! Mit Bewegung. Möglichst regelmäßig. Die folgenden Zahlen belegen dies eindrucksvoll: Bereits bei einer leichten Fahrradergometer-Belastung (25 Watt) kommt es zu einer regionalen Durchblutungserhöhung von 15{86de5022020983b19b4436bc74662b5057c9768d74a55196c94f011cba88950e}, bei einer stärkeren Aktivität (100 Watt) steigert sich der zerebrale Blutfluss um 25 – 40{86de5022020983b19b4436bc74662b5057c9768d74a55196c94f011cba88950e}!

 

Im Sitzen wird unser Blutvolumen von 5 Litern einmal pro Minute umgewälzt, beim leichten Joggen hingegen bereits vier Mal so viel! Wer es gerne mit einer Formel belegt haben möchte: das Herzminutenvolumen berechnet sich aus der Herzfrequenz (HF) x Schlagvolumen (SV) = etwa 5 Liter (genau: 70 HF x 70 ml SV = 4900 ml). Bei leichtem Joggen hingegen vervierfacht sich dieser Betrag nahezu (140 HF x 140 SV = 19600 ml!

Mehr Sauerstoff im Blut bedeutet schnellere Senkung des Stresshormonspiegels, erhöhte Lern-und Konzentrationsfähigkeit – jeder, der schon mal früh morgens joggen war, wird die positive Auswirkung auf den Arbeitstag bestätigen. Wir fühlen uns frisch und gerüstet für die Aufgaben des Tages!

Es gilt: je abwechslungsreicher und koordinativer wir uns bewegen, umso mehr verschiedene Gehirnareale werden aktiviert und trainiert. Dies betrifft nicht nur die motorischen Areale, sondern auch unterschiedliche Assoziations-, Motivations-, Aufmerksamkeits- und Emotionszentren. Dabei kommt es zu intensiven Dendritenaussprossungen (Dendriten sind die Informationsaufnehmer und -verarbeiter der Gehirnzellen) und zur Neubildung synaptischer Verbindungen, welche die Qualität der Leistungsfähigkeit der Gehirnzellen wesentlich beeinflussen. Diese Adaptationsprozesse laufen ein ganzes Leben lang!

Je abwechslungsreicher also unsere Bewegungsformen, umso durchtrainierter und leistungsfähiger ist unser Gehirn! Also auch mal wieder den alten Drahtesel aus dem Keller holen!

 

Haben Sie das gewusst? Mit 170 Milliarden Nervenzellen werden wir geboren, davon verlieren wir in unseren ersten drei Lebensjahren schon wieder 60 Milliarden, den Rest erhalten wir durch unsere verschiedenen Aktivitäten. In den vergangenen Jahren konnte sogar nachgewiesen werden, dass unser Gehirn neue Nervenzellen durch intensive Stimulationen bilden kann. Die Voraussetzung dafür: ein innerlich und äußerlich bewegtes Leben!