Ein schon etwas älterer aber immer noch äußerst interessanter Artikel des Handelsblatts fragt nach den Gemeinsamkeiten von Führungskräften und Ausdauersportlern am Beispiel des Triathlons. In einer Studie der Universität Bamberg wurden aktive Triathleten, die beruflich Führungspositionen bekleiden, nach ihrer Einschätzung des Einflusses von Ausdauersport auf das berufliche Umfeld befragt.
Vorteil Stressbewältigung
Dabei waren die Befragten einhellig der Meinung, dass durch den Ausdauersport – insbesondere beim Triathlon – Persönlichkeitsmerkmale ausgebildet werden, die in das berufliche Umfeld übertragen werden können und sich dort als Erfolgsfaktoren erweisen. Eine ganze Reihe weiterer Studien unterstreicht die positiven Wirkungen des Ausdauersports auf die Psyche. Regelmäßige intensive Bewegung hilft bei der Stressbewältigung und kann das Seelenleben stabilisieren. Deshalb wird Bewegung gerne auch bei der Therapie von Depressionen bewusst eingesetzt. Gerade Führungskräfte aller Hierarchieebenen sind oft außerordentlichen psychischen Belastungen ausgesetzt, was sich in einer steigenden Burnout-Rate zeigt. Nach Beobachtungen von Betriebsärzten gelingt es Führungskräften nämlich häufig nicht den Firmenalltag mit dem Feierabend einfach hinter sich zu lassen. Stattdessen nehmen sie ihre Probleme mit in die Freizeit, wälzen dort Mitarbeiterplanungen, entwerfen Strategien und sind praktisch ständig erreichbar. Dieser Ballast, der über die üblichen arbeitsbedingten Belastungen hinaus geht, erzeugt zusätzlichen Stress. Insofern stellt Ausdauersport eine ideale Grundlage für die Bewältigung psychischer Belastungen im Berufsleben dar. Wer regelmäßig Ausdauersport betreibt, wird besser in der Lage sein abzuschalten und Stress abzubauen, als Kollegen die sich nicht körperlich betätigen.
Vorteil Zielorientierung
Eine Alltagssituation, in der die Studienteilnehmer Vorteile für sich reklamieren, sind Verhandlungen. Hier sind Eigenschaften wichtig wie z. B. Beharrlichkeit, Durchhaltevermögen und hohe Eigenmotivation. Und genau diese persönlichen Eigenschaften werden beim Sport trainiert und gefördert. So sind ambitionierte Sportler besonders befähigt, Ziele selbst zu definieren und diese auch zu erreichen. Gerade das zielorientierte Arbeiten ist im Beruf nicht selten ein großes Problem. Häufig verlieren wir uns in operativen und administrativen Tätigkeiten ohne den ständig wachsenden Berg von Aufgaben wirklich abtragen zu können. Hierfür sind nämlich Priorisierung und Fokussierung wesentliche Aspekte, die sich nur im Zusammenhang mit klar definierten Zielsetzungen verfolgen lassen. Aktive Sportler sind es jedoch gewohnt, sich Zwischen- und Endziele zu setzen, um Trainings- wie Wettkampfleistungen optimieren zu können. Sie sind hinreichend intrinsisch motiviert, um sich zu fokussieren und ihre Ziele entsprechend zu erreichen. Dies setzt ein hohes Maß an eigenverantwortlichem Handeln voraus, das auch als Führungskraft im Beruf dringend benötigt wird. Dort sind nämlich Projekte und besondere Aufgaben die Ziele. Wer regelmäßig zielgerichtetes Handeln im Rahmen des Sports übt, wird es leicht in das berufliche Umfeld übertragen können.
Vorteil Flexibilität
Ein Aspekt zeichnet Triathlon gegenüber anderen Sportarten besonders aus – der Wechsel der Disziplinen. Um Erfolg zu haben müssen die Athleten drei Sportarten beherrschen, um nicht als Spezialist ins Hintertreffen zu geraten. Der Wechsel zwischen den einzelnen, technisch doch sehr unterschiedlichen Disziplinen stellt sehr stark veränderliche Anforderungen und erfordert Einstellen auf neue Situationen. Diese Flexibilität wird im Triathlon natürlich besonders gefördert und ist geradezu ein Sinnbild für die Aufgabenfülle einer Führungskraft. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden sollten Führungskräfte eben keine Spezialisten, sondern Generalisten sein. Sie müssen bereit sein, sich auf ständig wandelnde Situationen einzustellen und sich nicht nur in der Komfortzone einer Spezialdisziplin wohl zu fühlen. Andererseits können wir aus dem Sport die für das Business wichtige Erkenntnis ziehen, dass Flexibilität durchaus erlernbar ist und trainiert werden kann.
Zusammenfassend können wir festhalten, dass Ausdauersport für Führungskräfte äußerst hilfreich ist. Zielorientiertes Handeln, starke intrinsische Motivation und Flexibilität sind Eigenschaften, die im Sport trainiert werden und im beruflichen Alltag wichtige Erfolgsfaktoren sind. Zwar müssen Führungskräfte um effektiv zu arbeiten keineswegs Triathleten werden. Wer sich aber regelmäßig Zeit nimmt, eine Runde zu laufen, zu schwimmen oder auch mal den Dienstwagen stehen lässt, um mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, trainiert damit nicht nur seine Ausdauer, sondern nebenbei auch wichtige Persönlichkeitsmerkmale die ihn im Berufsleben weiter bringen!