Was muss ich als Abiturient eigentlich studieren, wenn ich möglichst schnell Führungskraft in einem Unternehmen werden will? Google sagt mir, dass ich mit einem MBA oder einem Master in Management die besten Chancen haben sollte. Dort lerne ich alles was ich brauche: Controlling, Organisation, Projektmanagement (klassisches – versteht sich!), Personalwirtschaft usw.
Administration als Grundlage von Führung?
Das macht mich jetzt aber doch stutzig: Weshalb soll ich einen Abschluss in Business Administration oder Management – also im Verwalten – anstreben? Schließlich will ich nicht Sekretär werden, sondern Führungskraft. Ich will leaden, nicht managen! Gibt es denn keinen Unterschied zwischen verwalten und führen?
Management heißt Verwaltung, nicht Führung
Managen heißt planen, wer wann welche Aufgaben in einem Team ausführen muss, damit wir unser Ziel erreichen. Das kann die Führungskraft gar nicht sinnvoll erledigen, weil sie zu keinem Zeitpunkt über die vollständigen, notwendigen Informationen verfügt. Und selbst wenn ein Manager alle technischen Details hätte, könnte er i. d. R. wenig damit anfangen. Nicht er ist nämlich der technische Experte, sondern seine Mitarbeiter. Schließlich hat der Manager im Studium das verwalten gelernt und nicht das Entwickeln von Lösungen! Also sollten auch die Teammitglieder für die Planung und die Durchführung der Aufgaben verantwortlich sein. Und die Kontrolle? Muss ich als Führungskraft wirklich immer genau wissen, wer wann und wie lange gearbeitet hat? Kann ich mir tatsächlich anmaßen beurteilen zu können, welcher Mitarbeiter welche Leistung erbringt? Weshalb behandelt ein Manager erwachsene und erfahrene Kollegen wie kleine Kinder, die ohne sein Zutun nicht wissen was sie tun, obwohl er gar nicht die Details deren Arbeit genau versteht? Die ganzen Veraltungsaufgaben, die gemeinhin als Hauptaufgaben von Führungskräften angesehen werden, können sinnvollerweise von den Teammitgliedern selbst organisiert und selbst verantwortlich durchgeführt werden.
Führung braucht Entscheider
Was also ist dann die Aufgabe einer echten Führungskraft? – Entscheiden! Selbst organisierte, vernetzte Teams sind die notwendige Grundlage, um Komplexität in Unternehmen und deren Umwelten bewältigen zu können. Dies setzt aber voraus, dass alle Teams eines Unternehmens und alle Mitglieder eines Teams an einem gemeinsamen Ziel arbeiten, dass sie ohne Rücksicht auf Partikularinteressen erreichen wollen. Damit diese unterschiedlichen Interessen nicht auseinander driften, bedarf es strategischer Entscheidungen von Führungskräften. Welche Kompetenzen der Mitarbeiter müssen geschaffen oder gefördert werden? Welches Ziel verfolgt meine Abteilung, um die Unternehmensstrategie optimal umzusetzen? Wie kann ich eine Atmosphäre des Vertrauens und der gegenseitigen Wertschätzung in meiner Mannschaft aufbauen, damit sich Kreativität und die Potenziale der Mitarbeiter entfalten können? – Dies sind die Fragen mit denen sich Führungskräfte beschäftigen müssen, damit die Unternehmen erfolgreich sind und nicht nur die Karriere eines Managers auf Kosten Anderer befördert wird. Hierfür werden Entscheider gebraucht, nicht Verwalter!
An angelsächsischen Universitäten gibt es längst Masterstudiengänge für Leadership im Gegensatz zu den reinen Managementausbildungen. In Deutschland wird dies noch eine Weile dauern. Ein MBA oder Master in Management ist sicher kein geeigneter Abschluss, um auf eine Karriere als Führungskraft vorzubereiten!