Feedback führt zu Motivation und Leistung, oder?
Wir leben in einer Zeit der ständigen Optimierung. Kontinuierliche Verbesserung und Prozessoptimierung sind stete Begleiter in unseren Unternehmen. Wie aber können Manager oder Führungskräfte die Leistungen ihrer Mitarbeiter optimieren? Motivation und Kommunikation seien hierbei die entscheidenden Faktoren, hört man in diesem Zusammenhang oft. Regelmäßige Feedback-Gespräche gäben Mitarbeitern wie Führungskräften die Gelegenheit durch konstruktive Kritik zur Verbesserung aktiv beizutragen oder auch mal über den grünen Klee zu loben. – Außerdem sind diese Verfahren in vielen Firmen und seit Jahrzehnten bewährt, oder?
Lob verpufft
Leider ist die Wirksamkeit von Feedback keineswegs so gesichert, wie es scheint. In einem Artikel des Ivey Business Journal wird das Thema aus neurobiologischer und psychologischer Sicht behandelt. Eine groß angelegte Studie bei GE lässt erkennen, dass es keinerlei Korrelation zwischen dem Lob von Vorgesetzten und einer Leistungsverbesserung von Mitarbeitern gibt. Dies ist auch zu erwarten, wenn man davon ausgeht, dass Angestellte, die Anlass zu Lob geben intrinsisch motiviert handeln und bereits aus eigenem Antrieb ihr Bestes geben. Eine weitere Verbesserung ist hier auch mit Hilfe extrinsischer Motivationsspritzen kaum möglich.
Kritik wirkt kontraproduktiv
Erwartet hatten die Wissenschaftler allerdings eine deutliche Verbesserung bei den kritisierten Verhaltensaspekten. Hierbei zeigten die Daten jedoch einen negativen Effekt auf die Leistung der Mitarbeiter. Den Grund für dieses unerwartete Resultat sehen die Autoren in einer Reduktion der kognitiven Dissonanz. Menschen neigen dazu ihr positives Selbstbild unter allen Umständen aufrecht zu erhalten. Wenn das Bild, das der Vorgesetzte malt von der eigenen, notwendigerweise subjektiven Selbstwahrnehmung abweicht, wird der Mitarbeiter dazu tendieren die Kritik rational abzuschwächen und zu ignorieren, statt sein Verhalten in der gewünschten Weise anzupassen. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Kritik vom Vorgesetzten stammt. Offen vorgetragene Kritik an Untergebenen führt also keineswegs zu einer Änderung des Verhaltens, sondern wirkt sogar leistungsmindernd.
Geschicktes Fragen ist der Schlüssel
Der gewünschte Effekt lässt sich jedoch durch geschicktes Fragen – wie es im Coaching gebräuchlich ist – erzielen. In einer ruhigen Gesprächsatmosphäre ohne Druck reagieren Menschen auf Fragen reflektierend und selbstkritisch. Da kognitive Dissonanzen durch Fakten hervorgerufen werden, haben Fragen keine negativen Auswirkungen. Somit hat der Mitarbeiter durch Beantwortung der Fragen die Möglichkeit die Lösungen für die Probleme selbst zu finden und entsprechend anzunehmen. So wird sich in der Mehrheit der Fälle eine tatsächliche Situationsverbesserung einstellen. Dies unterstreicht die in diesem Blog bereits mehrfach diskutierte These, dass Führungskräfte sich als Coaches ihrer Mitarbeiter sehen sollten, statt als deren Kontrolleure. Kritik vermag nämlich nicht die Leistung der Teammitglieder zu verbessern, Coaching aber sehr wohl!