Motivierte Mitarbeiter sind im Zeitalter der Wissensarbeit unabdingbar für den Erfolg von Teams und Unternehmen. Deshalb wird dem Thema „Mitarbeitermotivation“ zunehmend Raum beigemessen. Seminare und Bücher hierzu gibt es wie Sand am Meer, und sie verkaufen sich wie die warmen Semmeln. Natürlich gibt es zahlreiche Patentrezepte, die (angeblich) in vielen Firmen ganz prima funktionieren: Teambuilding im Klettergarten oder der Jahresbonus, wenn die Vorsätze aus dem Zielvereinbarungsgespräch erreicht werden. Im Grunde ist also alles ganz einfach: Als Führungskraft muss ich nur die richtige Maßnahme wählen, schon motiviere ich meine Mitarbeiter und treibe sie zu Höchstleistungen an, oder?

Boni motivieren, oder?

Beispiel variable Vergütung: Laut einer im Handelsblatt veröffentlichten Studie sind mehr als 80% mittelständischer Unternehmer der Überzeugung mit variablen Vergütungssystemen ließen sich Motivation und Leistung der Angestellten erhöhen. Deshalb werden in rund der Hälfte der KMU bereits Boni in Ergänzung zu Fixgehältern gezahlt. Hingegen sagen die neuesten Zahlen der Gallup-Studie, dass nur 15% aller Mitarbeiter in deutschen Unternehmen motiviert sind. Trotz aller gutgemeinten Maßnahmen von Führungskräften sind also 85% aller Mitarbeiter in Deutschland nicht motiviert! – Irgendwie passen diese Zahlen nicht zueinander. Vielleicht ist ja die Frage falsch! Vielleicht müssen wir uns nicht fragen „Wie können wir Mitarbeiter motivieren?“, sondern „Können wir Mitarbeiter von außen motivieren?“

Extrinsische Motivation ist nicht möglich

Die Antwort darauf lautet – nein! Wir können andere Menschen nicht extrinsisch – d. h. durch Maßnahmen von außen – motivieren. Menschen können sich nur selbst – also intrinsisch – motivieren. Menschen sind sogar immer motiviert. Allerdings kann es durch die Wahl der falschen Einflussfaktoren leicht gelingen, die natürliche Motivation von Mitarbeitern in den Hintergrund zu drängen. Die Aufgabe von Führungskräften muss daher sein eine Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in der sich die Mitarbeiter selbst motivieren. Die Zusammenhänge lassen sich sogar mit Hilfe der Neurobiologie verstehen.

Dopamin – Begeisterung und Leidenschaft sind gefragt

Grundlage für die Motivation ist die Ausschüttung von Botenstoffen wie Dopamin, Opioiden und Oxytozin im Mittelhirn. Dieses Dopaminsystem ist ständig aktiv und lässt sich auch gar nicht ausschalten. Das bedeutet, dass es im Grunde keine unmotivierten Menschen gibt: Menschen sind immer (intrinsisch) motiviert. Motivation kann also nicht von außen erzeugt werden, wie es uns zahlreiche Ratgeber glauben machen wollen, sondern ist immer (intern) vorhanden. Allerdings kann es gut sein, dass Mitarbeiter nicht für die Dinge motiviert sind, die wir von ihnen erwarten. Das Dopaminsystem steuert nämlich unsere Emotionen und wird selbst wiederum durch Emotionen gesteuert. Hingegen sind Motivationsmaßnahmen, Bonussysteme usw. rationale Faktoren, die keine emotionalen Wirkungen hervorrufen und deshalb keinen Einfluss auf die Motivation ausüben. Hingegen sind Leidenschaft und Begeisterung sehr emotionale Äußerungen. Wenn wir als Führungskräfte also begeistert für ein Thema brennen und dieses leidenschaftlich verfolgen, dann können wir dafür sorgen, dass sich auch unsere Mitarbeiter mit Begeisterung für dieses Thema interessieren. Sie können sich dann selbst für die Materie begeistern, schütten mehr Dopamin aus und sind aus sich selbst heraus motiviert. Die Leidenschaft unserer Kollegen wird also geweckt, indem wir Begeisterung emotional vorleben.

Oxytozin – Bindung und Vertrauen wirken Wunder 

Und was ist mit dem Oxytozin? Dieses Hormon ist bei uns Menschen dafür verantwortlich wie intensiv wir Bindung und Vertrauen erleben. Je mehr wir unseren Mitmenschen vertrauen, desto intensiver empfinden wir die Bindung zu ihnen und desto höher ist die Ausschüttung von Oxytozin im Gehirn. Wenn es Führungskräften gelingt Vertrauen bei den Mitarbeitern aufzubauen und vor allem auch das gegenseitige Vertrauen der Teammitglieder untereinander zu fördern, umso fester wird der Zusammenhalt des Kollegiums werden, weil dann mehr Oxytozin im Spiel ist. Da das Oxytozin mit dem Dopaminsystem in Verbindung steht, wirkt sich eine vertrauensvolle Atmosphäre unter den Kollegen positiv auf die Motivation aus.

Fazit: 

Die extrinsische Motivation von Mitarbeitern ist nicht möglich, weil „motivierende Maßnahmen“ rationale Faktoren sind, die keinen Einfluss auf die Motivationsfaktoren Dopamin, Oxytozin und endogene Opioide ausüben. Deshalb verpuffen die üblichen Aktionen zur Förderung der Motivation wie z. B. variable Vergütungssysteme, Teambuilding usw. meist wirkungslos. Führungskräfte sollten daher nicht ihre Zeit verschwenden, indem sie sich immer neue Methoden zur „Motivationssteigerung“ überlegen. Stattdessen können sie die Intrinsische Motivation ihrer Kollegen ansprechen, die naturgemäß bei jedem Menschen vorhanden ist. Dazu gilt es eine Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens aufzubauen, die zur emotionalen Bindung der Mitarbeiter an den Vorgesetzten, an das Team und an ihr Unternehmen führt. Führungskräfte die selbst hoch motiviert Themen mit Begeisterung und Leidenschaft vertreten, wirken als Vorbilder für ihre Kollegen und sorgen dafür, dass auch die Mitarbeiter sich für diese Themen begeistern und motivieren können. Vertrauen und Begeisterung sind also die Schlüssel zur (intrinsischen) Motivation der Mitarbeiter!