Agilität ist derzeit in aller Munde. Aber was ist das eigentlich? Ist das nicht dieses Scrum-Zeug, das die IT benutzt, um sich nicht auf feste Liefertermine einzulassen? Ist das nur einer dieser modischen Trends, die bald wieder verschwinden oder steckt vielleicht mehr dahinter? Um einigen, verbreiteten Vorurteilen zu begegnen, möchte ich hier ein paar Aspekte näher beleuchten:

Agilität heißt Verantwortung übernehmen!

Die Rolle der Führung ist in der Agilität einen andere, als im traditionellen Management. Führung bedeutete früher klare Hierarchien, Aufgabenverteilung top down und Leistungskontrolle. Für den Erfolg eines Vorhabens wie z. B. eines Projektes war schließlich die Leitung verantwortlich. In der Agilität werden Hierarchien weitgehend aufgelöst und die Verantwortung auf alle Schultern verteilt. Jedes Teammitglied ist verantwortlich für die qualitativ hochwertige und fristgerechte Bearbeitung seiner Aufgaben. Nur wenn alle im Team dieser Verantwortung gerecht werden, hat das Team als Ganzes Erfolg. Eigenverantwortliche Mitarbeiter in selbstorganisierenden Teams nutzen Freiräume und schaffen somit auch Freiräume für die Führung. Aufgabe der agilen Führung ist nicht mehr das operative Geschäft, sondern die klare Definition der Ziele! Damit dies Ziele erreicht werden, gehen alle Rollen im Rahmen der Agilität wertschätzend und auf Augenhöhe miteinander um.

Agilität heißt Unsicherheit akzeptieren!

Als großer Vorteil des klassischen Projektmanagements wird gerne die Planungssicherheit angesehen. Aus der feingranularen und detaillierten Planung aller Aufgabenpakete lassen sich wunderbar exakt Liefertermine und erforderliche Budgets bestimmen. Jeder weiß, wann was zu tun ist – herrlich. Leider ist dies eine trügerische Sicherheit, denn Voraussetzung für das Funktionieren dieses Vorgehensmodells ist, dass alle Informationen zum Planungsbeginn bekannt und Änderungen ausgeschlossen sind. In der Praxis ist dies allerdings eine unrealistische Annahme. Immer wieder führen unvorhersehbare Ereignisse zu Verzögerungen, weil z. B. Abhängigkeiten zwischen Arbeitspaketen erst im Nachhinein offenbar werden, weil sich die Beschaffung verzögert, weil wichtige Mitarbeiter ausfallen usw. Deshalb sind weitreichende Pläne oftmals schon kurz nach ihrer Fertigstellung überholt. Ständige Plananpassungen, Lieferverzögerungen und Budgetüberziehungen sind die unangenehme Folge. Diese Unsicherheiten werden beim agilen Vorgehen von Anfang an berücksichtigt. Zwar werden auch hier langfristige Ziele und Zwischenziele (Meilensteine) terminiert. Die konkrete Zerlegung der Ziele in Aufgabenpakete erfolgt aber nur für kurzfristige Bearbeitungszyklen. Hierdurch kann auf geänderte Anforderungen und unvorhersehbare Ereignisse schnell und flexibel reagiert werden, ohne Zeit für obsolete Planungen zu verschwenden. Agile Planung ist also effizient und effektiv!

Agilität heißt Transparenz!

Der Auftraggeber steht beim agilen Vorgehen während der gesamten Umsetzung als Ansprechpartner zur Verfügung um z. B. Unklarheiten bei der Formulierung von Anforderungen zeitnah auszuräumen. Nach jedem Bearbeitungszyklus wird dem Auftraggeber das bisherige Ergebnis zur Ansicht vorgeführt. So kann sofort festgestellt werden, ob das Zwischenziel den tatsächlichen Erfordernissen entspricht. Aufwändige Umbaumaßnahmen in weit fortgeschrittenen Projektphasen werden dadurch konsequent vermieden. Diese allzeit transparente Zusammenarbeit zwischen Umsetzungsteam und Auftraggeber reduziert die Kosten und bewirkt eine hohe Termintreue, von denen Auftraggeber wie Auftragnehmer profitieren.

Agilität heißt Zufriedenheit!

Die ausgeprägte Flexibilität im Umgang mit geänderten Rahmendbedingungen ist einer der wesentlichen Vorteile der agilen im Vergleich zur traditionellen Projektarbeit. Änderungswünsche können ohne bürokratischen Overhead in Abstimmung mit dem Auftraggeber praktisch sofort umgesetzt werden. Dies führt zu einer optimalen Qualität des Liefergegenstandes. Der Kunde erhält das im Rahmen des Budgets bestmögliche Produkt. Dadurch wird die Zufriedenheit des Kunden mit dem Projektergebnis sichergestellt. Und zufriedene Kunden führen natürlich auch zu zufriedenen Mitarbeitern, die in ihrer zielgerichteten Arbeit Sinn erkennen und auf das Geleistete stolz sein können – eine echte Win Win Situation!

Alles in allem ist Agilität ein Umsetzungs- und Managementmodell, das sehr gut auf die sich immer schneller ändernden Marktbedingungen unserer Zeit angepasst ist. Sie liefert somit die Basis für Nachhaltigkeit und Innovation auch außerhalb der IT-Branche. Insofern ist Agilität weit mehr, als eine Modeerscheinung!