Karriere heißt Führungskraft werden 

Welche Möglichkeiten bieten sich Mitarbeitern in deutschen Unternehmen und Organisationen, um Karriere zu machen? Einfacher Angestellter – Teamleiter – Gruppenleiter – Abteilungsleiter: Immer schön eine Führungsebene nach der anderen. Um also bei uns Karriere zu machen, muss man Führungskraft werden. Führungskräfte haben schließlich Macht, genießen Ansehen, Status und verdienen natürlich umso mehr, je mehr disziplinarische Verantwortung sie haben. Gott sei Dank gibt es in unseren Unternehmen wunderbar weit verzweigte Hierarchien, so dass genügend Planstellen für Führungskräfte verfügbar sind. Und das ist schließlich wichtig, um überhaupt die fähigsten Fachkräfte ins Unternehmen holen zu können. Denn wenn ich exzellente Mitarbeiter haben will, muss ich ihnen schon im Bewerbungsgespräch eine Karriereperspektive bieten. Sonst habe ich auf dem Fachkräftemarkt schlechte Karten!

Exzellente Fachkräfte sind nicht automatisch gute Leader

Aber Moment mal: Wenn ich die besten Fachkräfte haben will, muss ich ihnen die Möglichkeit einräumen möglichst früh Führungsverantwortung zu übernehmen?? Das bedeutet doch, dass ich Fachkräfte aus dem Expertentum heraus nehme, damit sie Urlaube genehmigen, Bedarfs- und Aufgabenplanungen übernehmen und Mitarbeiterbeurteilungen durchführen dürfen. – Toll: Die fähigsten Ingenieure oder Softwareentwickler entwickeln dann keine Innovationen mehr, sondern schlagen sich mit administrativen Aufgaben herum. Und wenn sie sich doch weiterhin um operative Aufgaben kümmern, wer führt dann das Team? – Gute Frage – Und was haben eigentlich die Teammitglieder davon? Wer fachlich ein Ass ist, kann doch automatisch auch gut führen, oder? – Genau das ist ein Trugschluss! Natürlich schadet es nicht, wenn eine Führungskraft auch fachlich ihren Bereich einigermaßen sicher überblickt. Prinzipiell erfordert Leadership aber ganz andere Skills, als fachliche Detailkenntnis. Die Hauptaufgabe von Führungskräften ist die Entwicklung ihrer Mitarbeiter – nichts mehr und nichts weniger!! Dafür müssen individuelle Stärken und Fähigkeiten der Kollegen erkannt und gefördert werden. Schwächen müssen genau analysiert und verbessert werden. Alle Individuen eines Teams müssen auf das gemeinsame Ziel hin ausgerichtet werden. Hierbei hilft der Führungskraft ihre Fachexpertise nicht weiter. Vielmehr kommt es auf psychologische Fähigkeiten an: Sympathie, Empathie und emotionale Intelligenz sind gefragt. Führungskräfte, die ihre Aufgabe ernst nehmen, dürfen sich nicht im Alltagsgeschäft verlieren, sondern müssen ihre Mitarbeiter in die Lage versetzen ihr Potenzial optimal auszuschöpfen.

Führen heißt coachen 

Das setzt allerdings eine andere Art der Zusammenarbeit voraus. Da sich Leader notgedrungen aus den fachlichen Aufgaben ihres Bereichs heraus ziehen, müssen sie anerkennen, dass die fachliche Expertise bei ihren Mitarbeitern liegt. Diese müssen also auch befugt werden, fachliche Entscheidungen zu treffen. Befehl und Gehorsam funktioniert in der Wissensarbeit und Kreativwirtschaft nicht mehr. Mitarbeiter müssen das Vertrauen bekommen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und ggf. auch Fehler machen zu dürfen. Damit sich dann das Team als Ganzes kontinuierlich verbessern kann, benötigt es einen Coach, der Hilfe zur Selbsthilfe leistet. Der Coach muss die Zusammenhänge und die Teammitglieder sehr genau kennen und verstehen. Dies ist genau das, was von modernen Führungskräften erwartet wird. Allerdings sind die Anforderungen an gute Coaches andere, als an gute Ingenieure oder Techniker. Aber: Coaching kann man lernen!

Führung hat als Karrieremodell ausgedient

Und was bedeutet dies für die Unternehmen? Führung sollte nicht mehr nur als Belohnung für verdiente Fachspezialisten aufgefasst werden. Führungskräfte benötigen andere Qualifikationen, als reine Fachkenntnisse. Deshalb muss Führung endlich als Funktion angesehen werden und nicht nur als notwendige Begleiterscheinung auf der Karriereleiter. Daher darf ein Karrieremodell nicht mehr ausschließlich auf das Erreichen von Führungsebenen ausgerichtet werden. Parallel benötigen wir fachliche Karrieremodelle in denen sich Spezialisten beruflich entwickeln können, ohne sich mit Aufgaben zu beschäftigen, für die sie nicht qualifiziert sind. Ein Team aus motivierten Fachexperten und ein Coach der es zu Höchstleistungen anleitet – so geht moderne Führung heute!