Schöpferische Zerstörung – der Wandel wird immer schneller

Wandel und Veränderung sind Worte, die mittlerweile regelrecht inflationär gebraucht werden. Was bedeuten sie aber für uns, für den Alltag und die Zukunft der Arbeit? – Zu Beginn des 20 Jahrhunderts hat Josef Schumpeter den Begriff der schöpferischen bzw. kreativen Zerstörung salonfähig gemacht. Damit wurde zum Ausdruck gebracht, dass überholte Geschäftsmodelle durch eine Neuordnung von Produktionsfaktoren oder auch Paradigmen verdrängt und durch neue Modelle ersetzt werden. Was waren das damals aber noch für paradiesische Zeiten. Der Wandel vollzog sich über Jahre und Jahrzehnte hinweg. Die Strategen im Management der Unternehmen konnten beobachten, lernen und sich in aller Ruhe auf die neuen Zeiten einstellen. Wem dies gelang war sein Platz im Business gewiss. Wer die Zeichen ignorierte, verschwand langsam aber sicher vom Markt. Prinzipiell hat sich an dem permanenten Wandel im Business nichts geändert. Allerdings wird die Geschwindigkeit immer höher. Die Digitalisierung und weltweite Vernetzung machen es möglich, dass sich Geschäftsmodelle heutzutage innerhalb von Monaten radikal verändern können – man denke z. B. an Uber oder Airbnb. Lamentieren kann den Wandel nicht mehr aufhalten, sondern nur schnelle Reaktion und Innovation. Innovation und schöpferische Kreativität werden die Arbeit in Zukunft bestimmen. Und genau das ist doch die Stärke der Erfinder- und Ingenieurhochburg Deutschland, oder?

Gallup: 85% der Mitarbeiter sind nicht motiviert!

Wir strotzen ja nur so von innovativen, kreativen und schöpferischen Arbeitskräften, die Prozessverbesserungen, Erfindungen und neue werthaltige Produkte täglich nur so aus dem Ärmel schütteln. – Leider sagt die aktuelle Gallup-Studie etwas anderes (s. z. B. folgenden Artikel der Wirtschaftswoche): 15% der Mitarbeiter haben keinerlei Bindung zu ihrem Arbeitgeber, sondern sind komplett unmotiviert. 70% der Arbeitnehmer leisten immerhin Dienst nach Vorschrift. Sie könnten zwar mehr leisten, sind aber aufgrund schlechter Erfahrungen dazu gekommen, ihr Potenzial nicht mehr im Berufsleben abzurufen. Nur die verbleibenden 15% – also nicht mal jeder Fünfte Mitarbeiter – ist hoch motiviert und trägt mit seiner überdurchschnittlichen Leistung zu Innovationen und damit zum Unternehmenserfolg bei.

Führungskräfte sorgen für Demotivation

Woran liegt das? Sind Arbeitnehmer von Natur aus faule, unmotivierte Leistungsverweigerer? Wenn das so wäre: Wieso werden sie dann überhaupt eingestellt? Sind Arbeitnehmer in Deutschland wunderbare Schauspieler, die sich während der Probezeit perfekt verstellen, um anschließend erst ihr wahres Gesicht zu zeigen? Gallup sieht dafür andere Gründe. Die überwiegende Mehrheit der Arbeitnehmer startet hochmotiviert und voller Tatendrang in neue Jobs. In der Folge verstehen es ihre Führungskräfte jedoch bestens diesen Elan einzubremsen. Immer noch werden bei uns sehr gute Fachkräfte in Führungspositionen befördert, weil dies oftmals die einzige Karriereform im Unternehmen ist. Oder wer weiß denn schon, dass es auch eine Fachkarriere gibt? Was in den USA seit langem Gang und Gäbe ist, kennt man in Deutschland noch nicht einmal. Wer also etwas werden will, muss Führungskraft werden. Auf Qualifikationen wie universelle Bildung, Einfühlungsvermögen, Überzeugungskraft, visionäre Stärke usw. wird keinerlei Wert gelegt. Satt dessen sollen Führungskräfte jede Menge Mitarbeiterkontrollbögen ausfüllen und auf Urlaubsplanungen mindestens ein Jahr im Voraus vorlegen. Dies führt dazu, dass mindesten die Hälfte aller Arbeitnehmer an ihren Führungskräften verzweifeln, keine Entwicklungsmöglichkeiten sehen und sich in die innere Kündigung zurückziehen. So verschwenden wir jede Menge Talent und Potenzial, die uns für echte Innovationen fehlen! Wenn deutsche Unternehmen nicht dauerhaft in der Versenkung verschwinden wollen, dann muss sich auch die Führungskultur endlich umfassend verändern, damit Arbeit wieder Spaß macht und sich die schöpferische Kraft der Arbeitnehmer nicht mehr nur auf die Freizeit beschränkt.