Work-Life-Balance

Work-Life-Balance – was ist das eigentlich? Nun, darunter versteht man die Notwendigkeit, Arbeit und Freizeit – also das eigentliche Leben – vernünftig miteinander in Einklang zu bringen. Die Work-Life-Balance ist wichtig, um nicht durch die permanente Überbetonung der einen Seite der Waage – nämlich der Arbeit – so überlastet zu sein, dass eine Verringerung der Leistungsfähigkeit bis hin zum Burnout die Folge ist. OK, ich habe verstanden: Arbeit und Leben sind getrennt, und wenn ich zu viel arbeite, z. B. mehr als 8 Stunden täglich oder am Wochenende, dann habe ich zu wenig Freizeit, was sich negativ auf meine Gesundheit auswirkt. Was passiert aber, wenn ich an den Wochenenden und im Urlaub konsequent nicht arbeite, sondern ungehemmt meinen Hobbies fröne? Bin ich dann auch überlastet? Schließlich überbetone ich dann ja die „Lebensseite“ der Waage. Wieso berichten die Medien nicht darüber, dass Jemand von zu viel Freizeit krank wird oder durch exzessive Hobbies ein Burnout bekommt? Offensichtlich liegt das Problem nicht darin, dass ich etwas zu viel tue, sondern dass ich etwas tue, das ich nicht gerne mache! Beschäftige ich mich hingegen mit etwas, das mir Spaß bereitet und mich ausfüllt – wie z. B. meinem Hobby – dann kann ich dies so lange tun wie ich will ohne mir um Burnout Gedanken machen zu müssen.

Althergebrachte Patentrezepte lösen das Problem nicht 

Wenn ich mir die Diskussionen zum Thema in den sozialen Netzwerken ansehe, werden mir immer die gleichen, althergebrachten Patentrezepte angeboten – konsequentes Zeitmanagement und strikte Abgrenzung von Arbeit und erholsamer Freizeit. Aber das ist natürlich nicht die Lösung. Wenn ich täglich etwas tun muss, das mir keinen Spaß macht, dann werde ich über kurz oder lang immer darunter leiden müssen, egal ob ich dies 5, 8 oder 10 Stunden treibe oder ob ich meinen Tag minutiös durchgeplant habe. Außerdem ist das so oft angepriesene konsequente Zeitmanagement gerade für kreative Aufgaben unsinnig und ineffizient. Kein Mensch ist täglich von 8 Uhr bis 16:30 Uhr mit einer halben Stunde Mittagspause kreativ und entwirft ständig prima Ideen. Kreativität hängt ab von innerer Ausgeglichenheit, einer stressfreien äußeren Atmosphäre und vielen weiteren Faktoren, die sich nicht planen lassen. Warum sollte ich also nicht am Vormittag zwei Stunden und am späten Abend zwei Stunden voll kreativ sein dürfen und mich während der übrigen Zeit leichter Büroarbeit oder meiner Familie widmen können? Dies liegt daran, dass man dies eben seit Beginn der Industrialisierung so macht! Die Arbeitszeit ist in meinem Arbeitsvertrag ebenso festgelegt, wie der Arbeitsplatz in den Räumen meines Arbeitgebers. Das war schließlich schon immer so. So kann schließlich die Führung ihre Mitarbeiter (vermeintlich) besser kontrollieren.

Work Life Integration 

Doch wollen wir Probleme wie z. B. Burnout wirklich lösen, dann müssen wir uns von althergebrachten und längst überholten Gewohnheiten trennen und eine andere, bessere Arbeitskultur schaffen. Nicht eine Wochenarbeitszeit von 40 Stunden ist für den Erfolg eines Unternehmens maßgeblich, sondern dass der Mitarbeiter sein Wochenziel erreicht – also die Aufgaben abzuarbeiten, die er sich für diesen Zeitraum vorgenommen hat. Wo und wann er dies tut, kann mir als Führungskraft oder Unternehmer ebenso egal sein, wie die Frage, wie lange er dazu braucht. Nur die individuellen Ziele der Mitarbeiter, die im Einklang mit den Unternehmenszielen stehen müssen sind relevant. Und wenn ein Mitarbeiter die Aufgaben bearbeitet, die er sich zutraut und die ihm auch noch Spaß machen, dann muss ich als Chef kein Angst haben, dass er zu wenig arbeitet. Wer tut, was ihm Befriedigung verschafft, wird dies auch sehr lange tun, ohne dass Motivation, Leistungsfähigkeit und Gesundheit darunter leiden. Als Unternehmer muss ich also zusehen, dass meine Mitarbeiter die Arbeit, die sie erfüllt, in ihr Leben bestmöglich integrieren können. Dies kann ich z. B. durch einfache Mittel wie Vertrauensarbeit statt Stechuhr oder durch Home Office erreichen. Dazu müssen wir aber eine Unternehmenskultur schaffen, die wesentlich anders ist, als die organisatorischen Strukturen, die wir bisher gewohnt sind. Schaffen wir es, uns so zu verändern, dass wir die Work Life Integration ermöglichen, dann sind Work-Life-Balance und Burnout keinen Themen mehr für uns. Dies lässt sich jedoch nicht durch eine weitere Prozessoptimierung und eine detaillierte Tagesplanung erreichen, sondern nur durch echten Kulturwandel!